L’Orfeo | Staatsoper Berlin (2024)

Favola in musica in fünf Akten (1607)

Musik von

Claudio Monteverdi

Claudio Monteverdis »Orfeo« gilt als ein Meisterwerk europäischer Musikgeschichte und genießt den Ruf, die erste Oper der Musikgeschichte zu sein – sicher ist seine Vertonung des Mythos um Orpheus und Eurydike die erste, heute erhaltene »Favola in musica«, die mit der Uraufführung 1607 erstmals Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Bühne als eine Einheit verstand.

Für Sasha Waltz laufen in »Orfeo« verschiedene Stränge vorangegangener Kreationen zusammen, verbinden sich Solisten aus ihren Bearbeitungen zeitgenössischer Werke mit den Akteuren der Alten Musik. Ihre Version von Henry Purcells Barockoper »Dido & Aeneas« wurde 2004 zum Beginn eines neuen Kapitels ihrer künstlerischen Arbeit. Sie erweiterte die Mittel des Musiktheaters um die theatralen Ansätze des Tanzes und schuf eine für die Oper neuartige Verschmelzung von Tanz, Gesang und Musik: die choreographische Oper. In der Auseinandersetzung mit den Kompositionen »Medea« (Dusapin, 2007), »Roméo & Juliette« (Berlioz, 2007), »Passion« (Dusapin, 2010) und »Matsukaze« (Hosokawa, 2011) entwickelte sie dieses Genre kontinuierlich weiter. Mit »L'Orfeo« knüpfte Sasha Waltz am barocken Ursprung an und integrierte sowohl den Chor und die Solisten in die Bewegungen, als auch die Tänzer in das musikalische Geschehen.

Termine

Medien

Handlung

VORSPIEL
Die Musik steigt vom Parnass herab und berichtet von Orpheus, der die wilden Tiere zähmte und die Unterwelt bezwang.

ERSTER AKT
Hirten und Nymphen rufen den Hochzeitsgott Hymenäus an und freuen sich mit Orpheus über den Tag, an dem Eurydike seine Liebe erwiderte. Orpheus singt ihnen ein Lied, in dem er den Sonnengott Apollo und seine Liebe zu Eurydike preist. Der Chor der Nymphen und Hirten beschließt den Akt mit dem Aufruf, niemand solle verzweifeln, da auf Dunkelheit, Schmerz und Kälte stets auch wieder bessere Zeiten folgen.

ZWEITER AKT
Während Eurydike Blumen pflückt, erinnert sich Orpheus an das vergangene Liebesleid, als er sich Eurydike noch nicht sicher war, und feiert nun mit den Hirten sein Glück. Da kommt eine Botin und berichtet klagend, dass Eurydike von einer Schlange gebissen wurde und gestorben ist. Die Hirten stimmen in die Klage ein. Orpheus entsagt der Sonne und dem Leben und beschließt, Eurydike aus dem Schattenreich zurückzuholen.

DRITTER AKT
Die Hoffnung begleitet Orpheus bis zum Eingang der Unterwelt. Von dort muss er ohne sie weitergehen, da das Gesetz über dem Eingangstor gebietet: »Lasst alle Hoffnung fahren, ihr, die eintretet!«
Der Fährmann Caronte verweigert Orpheus die Überfahrt, woraufhin dieser einen flehenden Klagegesang anstimmt: »Possente spirto e formidabil nume«. Caronte bekennt, dass ihn Orpheus’ Lied rührt, Gnade jedoch seine Sache nicht ist. Daraufhin schläft er aber ein und Orpheus setzt selbst mit Carontes Boot über. Der Chor der Geister preist die Fähigkeit des Menschen, die Natur zu bezwingen.

VIERTER AKT
Orpheus’ Gesang hat Proserpina, die Gattin von Plutone, dem Herrscher der Unterwelt, gerührt. Sie überredet ihren Mann, aus Mitleid Eurydike an Orpheus zurückzugeben. Pluto willigt ein unter der Bedingung, dass sich Orpheus nicht vor Verlassen der Unterwelt nach ihr umdrehen darf. Orpheus ist skeptisch, ob sie ihm wirklich folgt. Aufgeschreckt durch ein unerwartetes Geräusch, wendet er sich zu Eurydike um und verliert diese für immer.

FÜNFTER AKT
Das Echo leistet Orpheus Gesellschaft bei seiner Klage um Eurydike. Voll Zorn gegen sein Schicksal entsagt er allen anderen Frauen.
Da schwebt Apollo, sein Vater, vom Himmel herab und nimmt ihn mit in den Himmel: Dort soll er die Züge seiner Geliebten in den Gestirnen wiederfinden. Orpheus klagt nicht mehr, sondern erklärt sich bereit, ein würdiger Sohn Apollos zu werden.
Die Oper schließt mit übermütigem Gesang der Nymphen und Hirten. Sie preisen Orpheus, der himmlische Ehre und vollständiges Glück erlangt hat.

Pressestimmen

»Der klare Aufbau seiner [Nigls] Phrasen konzentriert Form und Ausdruck und macht den Sänger zugleich frei, diese Phrasen auf der Bühne mit größter subjektiver Emphase zu vertreten – musikalische Logik und Spontaneität sind aufs Glücklichste verbunden.«

Berliner Zeitung, 3. Juli 2015

»Neben Nigl besticht Anna Lucia Richter als Euridice mit klarem und dennoch vielfach schattiertem Timbre.«

Berliner Zeitung, 3. Juli 2015

»Anna Lucia Richter ist seine ganz und gar unschuldige Euridice, Charlotte Hellekant kann als Unglücksbotin und Hoffnung ihre große Charakterkunst zeigen.«

der Tagesspiegel, 3. Juli 2015

»Konstantin Wolff als Unterweltherrscher Plutone gelingt mit seiner Gattin Proserpina (verführerisch: Luciana Mancini) die gewagteste Körperchoreografie […]«

der Tagesspiegel, 3. Juli 2015

»Die kleinen Partien sind trefflich besetzt, auch das Vokalconsort Berlin ist ein überaus verlässlicher Partner.«

der Tagesspiegel, 3. Juli 2015

»Das Orchester aus Freiburg spielt wunderbar«

der Tagesspiegel, 3. Juli 2015

»Die Sopranistin Anna Lucia Richter – sie tritt später auch als sterbende Euridice in Erscheinung – stellt im einfarbigen roten Kleid von La Musica nicht nur als einziges Element auf der Bühne den Kontrast zur blauen Tänzerin dar, sondern tritt auch als Nachfolgerin der Sängerlegende Magli in große historische Fußstapfen. Sie vermag diese mit einer beachtlich vielfarbigen Stimme auszufüllen, die sich mit ihren weichen Einsätzen und der Flexibilität der Lautstärke dem Ohr des Hörers so anschmiegt, wie es sich für eine Allegorie auf die Tonkunst, sozusagen den kunstvoll gestalteten Ton an sich, gehört.«

Berliner Morgenpost, 3. Juli 2015

»Vielmehr nutzt Waltz ihre Energie, um sämtliche Figuren auf der Bühne trotz natürlicher und gleichsam ungeschminkter äußerer Erscheinung so intensiv und in jeder Bewegung zu tanzenden, singenden und spielenden Kunstfiguren zu formen, dass wir dieses Figuren am Ende fast näher sind als solchen, die unter dem Diktat von Natürlich- und Glaubwürdigkeit stünden.«

Berliner Morgenpost, 3. Juli 2015

»Das Ensemble des Abends allerdings ist neben den vielen Solisten das Vokalconsort Berlin, das durch seine genaue Befolgung und Ausfüllung der Waltzschen Choreographie die alte Fabel von Gesang und Vergänglichkeit souverän, lebendig und klangschön ins Heute überführt.«

Berliner Morgenpost, 3. Juli 2015

»‘Orfeo’, fünfaktig mit Vorspiel, große Oper schon darum, weil sie als die erste große in der alteuropäischen Musikgeschichte gilt, erblüht unter Sasha Waltz buchstäblich.«

neues deutschland, 4. Juli 2015

»Ihre [Sasha Waltz’] Art, Musik und Szene zu choreografieren, hat etwas ungemein Betörendes.«

neues deutschland, 4. Juli 2015

Mehr erfahren

  • Monteverdis ItalienMonteverdis Italien Claudio Monteverdi war der tonangebende Komponist in Italien um 1600. Seine Musik entwickelte sich weg von der a-cappella-Vokalpolyphonie der Renaissance hin zu einem expressiveren Stil für Solostimme…
  • Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Koproduktion mit der Dutch National Opera Amsterdam, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, dem Bergen Festival und der Opéra de Lille

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